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Bericht über die Spaghetti Runde 3. bis 8. August 2020

14 Viertausender in 5 Tagen

08.08.2020

Breithorn, Pollux, Castor, Liskamm-Überschreitung, Vincentpyramide, Balmenhorn, Schwarzhorn, Ludwigshöhe, Parrotspitze, Signalkuppe, Zumsteinspitze, Grenzgipfel, Dufourspitze, Nordend

Erster Tag, Montag, 3.8.: Fahrt mit dem Auto von Straubing nach Zermatt beziehungsweise nach Täsch zum großen Parkplatz (91 CHF für 5 Tage). Von dort mit der Bahn nach Zermatt. Das Wetter ist sehr regnerisch und stark bewölkt, für die lange Autofahrt gerade richtig. In Zermatt herrschen 14 Grad Celsius mit leichtem Regen. Wir kommen in der Jugendherberge günstig unter (280 CHF). Das 4er Zimmer ist sehr angenehm, Abendessen 3 Gänge und Frühstücksbuffet für 70 Schweizer Franken. Am Abend flanieren wir noch etwas durch Zermatt: hübscher Ort mit herrlicher Ruhe (abgesehen von einigen Elektrofahrzeugen und Rädern und Touristen aus allen Herrn Ländern, keinerlei Straßenverkehr), aber horrendem Preisniveau.

Zweiter Tag, 4. August: (Breithorn 4164 m; F+ 35°) Nach dem Frühstück gehen wir zu Talstation des Matterhorn-Glacier-Express (10 min.) und fahren für 75 schlappe Schweizer Franken (CHF) pro Person bis auf das Klein Matterhorn (3884 Meter). Starker Wind, deutliche Minustemperaturen, keinerlei Sicht. Aber ab Mittag soll es besser werden! Wir vertreiben und die Zeit mit dem Besuch der Eishöhle und warten wir noch eineinhalb Stunden im Restaurant. Gegen Mittag machen wir uns bereit für den Abmarsch um auf das Breithorn (4164 Meter) zu steigen. Mithilfe des GPS-Gerätes finden wir den Gipfelgrat und erreichen wenig später den Gipfel. Da es keinerlei Sicht gibt (angeblich ist die Aussicht hier grandios!) und das Wetter sehr unangenehm ist, steigen wir sofort wieder ab. Etwas weiter unten reißen dann die Wolken immer wieder etwas auf, so dass die Orientierung leichter wird. Wir queren dann südlich das gesamte Breithorn, bis wir zur Hütte Guide Valle d‘Ayas absteigen können. Die Hütte liegt auf 3365 Meter und man wird für 70 Euro mit Halbpension versorgt.

Dritter Tag, 5. August: Pollux 4092 m PD+, 45° II; Castor 4238 m PD- 40° heute geht es von der Guide Valle d‘Ayas zur Rifugio Quintino Sella auf 3590 Meter. Zuerst steigen wir wieder zurück auf dem gleichen Weg bis unter dem Gipfelaufschwung des Pollux. Dort machen wir ein Rucksackdepot und klettern - teilweise mit Eisenkette versichert - auf den Gipfel. Dann den gleichen Weg zurück zum Depot und durch die Senke hinüber zum breiten, aber steilen Rücken des Zwillingsgipfels Castor. Während des Aufstiegs wird durch Helikoptereinsatz eine Person aus dem Aufstieg zum Pollux geborgen. Hier am Castor sichern wir einige Meter die eisige Steilflanke (50°) vom Bergschrund bis zum Grat. Nach der Überschreitung des ausgeprägten Schneegipfels steigen wir auf der anderen Seite in das Felikjoch (4180 Meter) und weiter bis zur Hütte ab. An diesem Tag haben wir keine Wolke gesehen und der Windgott war nur mäßig tätig. Phänomenale Aussicht!

Vierter Tag, 6. August: Überschreitung des Liskamm 4479 m und 4527 m; längere Passagen in AD; 50°; III-. Heute steht eine Königsetappe auf der Liste: die Liskamm-Überschreitung. Frühmorgens steigen wir von der Sella-Hütte wieder zurück in den Feliksattel, dann wenden wir uns ostwärts, erst leicht ansteigend auf einem breiten Rücken, dann immer steiler und ausgesetzter werdend in eine bis zu 50 Grad geneigte Wand. Hier haben wir kurz mit 2 Eisschauben die vereiste Passage abgesichert. Weiter geht es über einige Felsen und Schneegrate bis auf den Westgipfel des Liskamm, (4479 Meter). Hier beginnt die 150-minütige ausgesetzte Kletterei über den schier endlosen Firn- und Felsgrat. Dieser führt uns erst bis zum Ostgipfel auf 4527 Meter, anschließend noch weiter im Abstieg bis in das Lisjoch. Der gesamte Grat inklusive des Abstiegs ins Joch erfordert volle Aufmerksamkeit und Konzentration, da es immer am Grat entlang geht. Enorme Abbrüche nach links und rechts und klettern im II. Grad (einmal abseilen) lassen den erfahrenen Alpinisten erkennen. Zum Schluss noch 600 Hm Abstieg zur Rifugio Citta di Mantova auf 3498 Meter. Dabei lassen wir die Gnifetti-Hütte rechts liegen. Auch heute wunderbares Wetter, fast kein Wind, keine Wolken.

Fünfter Tag, 7. August: Vincentpyramide 4215 m F+ 30°; Balmenhorn 4167 m PD; Schwarzhorn 4321 Meter PD+ 50° II; Ludwigshöhe 4341 m PD; Parrotspitze 4432 m PD, Signalkuppe 4554 m PD Heute ist der Tag der „Viertausender-Gipfelsammler“. Los geht es nach dem reichhaltigen Frühstück! Erst zurück auf dem gleichen Weg aufwärts und dann nach Osten hin zur Vincent Pyramide (rauf und wieder runter zum Rucksackdepot circa 120 Meter). Dann kurz auf das Balmenhorn. Dies ist kein echter Gipfel, sondern nur ein Felssporn, der aus dem Gletscher ragt und über ein Fixseil mit Trittstiften erklommen wird, aber ein Not Biwak bietet. Weiter geht es zum Schwarzhorn. Hier muss eine 50 Grad steile Eisflanke erklettert werden, um zur Madonnenstatue am Gipfel zu gelangen. Runter kommen wir durch Abseilen mit unserem 60 m Seil im Doppelstrang. Weiter geht’s zuerst zur Ludwigshöhe, die überschritten wird und dann noch die Parrot-Spitze. Auch dieser langgezogene Schneekamm wird überschritten. Nach der Liskamm-Überschreitung geradezu ist dies eine Erholung in Sachen Schneegratbegehung. Wir gönnen uns eine Rast und steigen dann langsam den lang gezogenen Weg bis auf die Signalkuppe oder Punta Gnifetti, auf der die Rifugio Regina Margherita (4554 Meter) die höchste Hütte der Alpen steht. Ruhiges langsames Gehen vermeidet Kopfweh auf der Hütte- die Höhe lässt grüßen. Auch heute den ganzen Tag fast ohne Wind und keine Wolken. Auf der Regina Margherita gibt es reichlich und gutes Essen. Erst Suppe, dann Pasta (mit Nachschlag), als Hauptgang dünne Scheiben Fleisch auf Bohnen mit halbierten Ofenkartoffeln. Als Nachspeise Wassermelone und Kuchen. Sonnenuntergänge auf 4554+2. Stock m sind fantastisch und können gar nicht oft genug fotografiert werden! Mit uns auf dem Zimmer ist nur noch ein Salzburger Pärchen, das wir schon seit einigen Tagen immer wieder treffen und somit ist die Nacht ruhig und mehr oder weniger erholsam. Denn, was höhenmäßig gestern noch der Gipfel war, ist heute unsere Schlafhöhe.

Sechster Tag, Samstag, 8. August: Zumsteinspitze 4563 m PD; Grenzgipfel 4618 m und Dufourspitze 4634 m AD 50° mehrfach III, einmal III+ ausgesetzt; und Nordend 4609 m PD+ eine Stelle II:

Heute steht der höchste Punkt auf dem Programm: Start kurz vor Sonnenaufgang, wolkenloser Himmel, fast kein Wind (für diese Höhe: kein Wind!). Wir steigen erst die wenigen Höhenmeter in den Sattel runter, um dann unschwer auf die Zumsteinspitze zu gelangen. Ab hier steigern sich die Anforderungen des Weges jedoch deutlich. Um in den Grenzsattel zu gelangen, muss man zweimal abseilen und wissen, wie man mit Steigeisen und Pickel auf einem extremschmalen Firn Grat einsetzt – falls man den Pickel überhaupt einsetzen kann…. Anschließend immer etwas Auf und Ab durch den Grenzsattel bis an den Süd-Ost Grat der Monte Rosa. Im kombinierten Gelände (Eis und Fels) bis zum III. Schwierigkeitsgrad stetig, teils steil bergauf. Bis zum höchsten Punkt des gesamten Massivs übersteigen wir noch den Grenzgipfel und gelangen so zur Dufourspitze dem höchsten Gipfel des Massivs. Pause, Aussicht genießen, Freude über das Erreichte und auch etwas Stolz zu viert es bis hierher geschafft zu haben. Das Ganze ohne Stress und Hektik – zum Genießen.

Schließlich klettern wir wenige Meter zurück zur Abseilstelle. Jetzt zahlen sich die beiden 60 Meter Seile aus - hier besonderen Dank an Till, der ein Seil durch die gesamte Spaghetti Runde getragen hat. Die 110 Hm in den Silbersattel sausen wir somit „geschmeidig“ hinab. Dort deponieren wir unsere Rucksäcke, um noch die Spitze des Nordend „mitzunehmen“. Erst entlang der steil nach Westen abfallenden Wand, dann die letzten paar Höhenmeter im Felsen – kurze Stelle II. Von hier bietet sich ein herrlicher Ausblick auf das gesamte Massiv, vor allem zurück zur Dufourspitze. Zurück bei unseren Rucksäcken machen wir eine Pause und bereiten uns auf den langen Gletscherabstieg vor. Schnell geht es hinab in Richtung Monte Rosa Hütte. Auf den 1700 Hm Abstieg muss man dabei einige mächtige Spalten umgehen und sollte sich unter den Abbrüchen und Seracs beeilen. Irgendwann treffen wir auf den Normalweg zur Dufourspitze. Am Gletscherende legen wir unsere Ausrüstung ab und gehen zur Monte Rosa Hütte (2795 m). Hier gönnen wir uns nochmal eine kurze Pause, um dann - mit masochistischer Veranlagung (wirklich nicht zu empfehlen – man sollte besser auf der Hütte noch einmal nächtigen) - weitere 3,5 bis 4 Stunden bis zur Zahnradbahnstation Rottenboden (2815 m weiter 250 Hm /\) mit vollem Gepäck auf dem „Neuen Weg“ zu marschieren. Um 20:32 Uhr fahren wir für schlappe 53 Schweizer Franken pro Nase hinab nach Zermatt, dann mit der Bahn nach Täsch und mit dem Auto, nach einer kurzen „Schweizer preis lastigen“ Pizzaeinlage in Visp, nach Hause.

Fünf wunderbare Bergsteigertage bei perfekten Schnee-, Wetter-, Wind und Bergkammeraden-Bedingungen sind somit zu Ende. Sicher unvergesslich für die „Dabei gewesenen“. Ein noch zu erfüllender Traum für andere? Wer Fragen hat….

Thomas Rupprecht   Mit auf Tour: Till Hauptmann, Reinhard Mühlbauer, Markus Rupprecht