Heutzutage gilt (leider): Wo besonders viel los ist, muss es besonders hübsch sein. Ob das auch für unseren Hüttenaufstieg Geltung beansprucht?
Zur Lenkjöchlhütte auf 2603 m wählten wir bei bestem Kaiserwetter den etwa 3 h dauernden Aufstieg durch das Röttal. Dazu stiegen wir vom Parkplatz kurz ab und überquerten die Ahr, danach ging es, den Rötbach mehr oder weniger folgend, den Wald steil bergauf bis wir das lange, fast ebenerdige und blumengeschmückte Röttal durchwanderten. Saftige Almwiesen, ein nun wilder (Röt-)bach und Bergpanorama im Hintergrund. Wahrlich ein Augenschmaus! Der Rest des Weges führte uns schließlich etwas steiler, aber technisch unschwierig hinauf - und vorbei an dem ein oder anderen Schaf - zur Lenkjöchlhütte.
Für den großen Teil der Gruppe ging es zum Gipfelsammeln ohne große Rast gleich zügig weiter zum Ahrnerkopf auf 3050 m, wohingegen der kleine Rest (die Jugend von heute! ;) die hölzernen Sonnenliegen oberhalb der Hütte für sich entdeckte. Am Abend wiedervereint, rundeten schmackhafte Gerichte in der nun ohne Tagesgäste deutlich ruhigeren Hütte den ersten Hochtourentag wunderbar ab.
Ein frühes Aufstehen um 5 Uhr war schließlich nötig für unser zweites Tourenziel. Dort wo sich Salzburg, Tirol und Bozen treffen, liegt, ringsum von Gletschern umgeben, die Dreiherrenspitze mit ihren stolzen 3499 m. Da von 3000ern nur so umgeben, nutzten wir als Nadelöhr und Übergang ins schöne Umbaltal das Hintere Umbaltörl auf 2843 m. Den zunächst markierten und wenig ansteigenden Weg dorthin hatten unsere Gipfelsammler am Vortag bereits teilweise ausgekundschaftet. Weiter ging es in stetem bergab und bergauf über Schutt, Geröll und grobes Blockgelände alsbald zum Anfang des Althauskees. Den Gletscher angeseilt in zwei Seilschaften querend, stiegen wir schließlich einen sehr steilen Firnhang empor, um im Weiteren in leichter Kletterei den Gipfel der Dreiherrenspitze zu erreichen. Der Ausstieg vom Gletscher in den Fels mit Steigeisen und nun ohne Seil erwies sich dabei als unbequem steiles Unterfangen, wurde indes rasch leichter.
Nach dem langen, aber landschaftlich beeindruckendem Aufstieg, beglückwünschten wir uns am Gipfel bei abermals traumhaftem Wetter und genossen wohlverdient noch eine ganze Zeit die ringsum liegenden Gletscher und 3000er, bevor es an den Abstieg ging. Mit gutem Auge konnten wir die schwierige Aufstiegspassage umgehen, sodass der Abstieg um einiges angenehmer wurde. Christoph wählte dagegen den Firn zum „Hinuntersurfen“, was zugegebenermaßen dann doch cooler aussah, als einfach abzusteigen :) . Zurück ging es dann fast auf demselben Weg nach einigen Pausen – der lange Hatsch machte sich mittlerweile bemerkbar – bis wir endlich unsere Lenkjöchlhütte wieder erreichten und uns mit kühlen Getränken belohnen konnten.
Auch das zweite Abendessen war dann keine Enttäuschung, im Gegenteil. Für den dritten Tag waren wir uns indes alle einig, dass die geplante Rötspitze wegen den aktuellen Verhältnissen vom Tisch ist. Team Extrawurst (Jupp, Till, Christoph, Christian) wählte daraufhin für den dritten Tag kurzerhand mit der kleinen Löffelspitze einen weiteren Hausberg und stieg dann wieder durch das Röttal ab, wohingegen der große Rest die Rundwanderung komplettierte und dieses Mal das schöne Windtal als Rückweg auswählte. Die Gipfelstürmer bekamen dadurch – nach einigen Mühen - ein fesches, rotes Gipfelkreuz vor die Kameralinse, wohingegen sich der große Rest am Murmeltierbau abmühte, das scheue Motiv zum Fotoshooting einzuladen.
Abermals wiedervereint ging es für einen Teil der Gruppe wohlverdient schließlich noch zum gemeinsamen Pizzaessen. Alles in einem waren das damit drei sehr gelungene Hochtourentage mit durchgehendem Sonnenschein, perfekter Planung, einer sehr gemütlichen Südtiroler Hütte und einer Gruppe, in der Bergsteigen Spaß macht. Nochmals Dankeschön dafür!
Melanie Weber