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Hochtourenkurs Sommer - Schwerpunkt Eis

30.09.2024

Datum: 01. bis 04. Juli 2024

Teilnehmer: 12 Personen, zwei Ausbilder (Till Hauptmann und Christian Reiner)

Ausbildungsstandort: Wiesbadener Hütte

In Erinnerung an Albert Amberger, der uns viel zu früh verlassen hat. Seine Leidenschaft für die Berge und sein Wissen werden uns immer begleiten.

Tag 1: Anreise und erste Übungen
Am ersten Tag traf sich die Gruppe am Parkplatz Bielerhöhe (Silvretta), nach einer Anreise aus Straubing mit dem Mannschaftsbus, während einige Teilnehmer selbstständig angereist waren. Trotz anfänglichem Nieselregen, der uns während des ersten Tourenabschnitts zur Wiesbadener Hütte begleitete, blieb die Stimmung optimistisch. Der Zustieg zur Hütte wurde in 1:46 Stunden absolviert (6,41 km, 440 hm) und wir waren froh, halbwegs trocken anzukommen.

Nach dem Beziehen der Zimmer starteten wir mit einer kleinen theoretischen Einführung, die uns auf die bevorstehenden Herausforderungen einstimmte. Am Nachmittag begaben wir uns zu einem nahegelegenen Altschneefeld, wo wir die Grundlagen des Spaltensturzes und den Mannschaftszug trainierten. Wir lernten, wie ein T-Anker gebaut wird und wie dieser in der Praxis funktioniert. Kurz nach Beginn der Übungen setzte starker Regen ein, was uns dazu veranlasste, den Tag in der Hütte zu beenden. Nach einer warmen Dusche und einem ausgiebigen Abendessen verbrachten wir den Abend bei geselligem Zusammensitzen, um uns auf die kommenden Tage vorzubereiten.

Tag 2: Besteigung des Piz Buin (3.312 m)
Der zweite Tag versprach besseres Wetter und um das angekündigte „Gut-Wetterfenster“ optimal zu nutzen, beschlossen wir, den Piz Buin in Angriff zu nehmen. Trotz dichten Nebels und eingeschränkter Sicht schafften wir es in 5:30 Stunden, den Gipfel zu erreichen (990 hm, 10,96 km). Während der Gipfelbesteigung war die Sicht recht begrenzt, doch der Gipfelerfolg belohnte uns für die Mühen – auch wenn der Panoramablick durch dichte Wolken getrübt war.

Auf dem Rückweg lichtete sich der Nebel etwas und wir nutzten die Gelegenheit, an einem steilen Schneefeld das Verhalten auf Altschneefeldern zu üben. Besonders das sichere Überqueren und das richtige Reagieren bei einem Sturz standen im Vordergrund. Diese Übungen waren für den weiteren Kursverlauf von zentraler Bedeutung und halfen uns, das Verhalten in kritischen Situationen zu verinnerlichen. Zurück in der Hütte genossen wir ein leckeres Abendessen und ließen den Tag bei lockeren Gesprächen ausklingen.

Tag 3: Selbstrettung und Übungen im Eisfeld
Der dritte Tag begann mit intensiven Selbstrettungsübungen. Direkt an der Hütte befestigten wir die Seile an einem stabilen Dachbalken und übten verschiedene Varianten der Selbstrettung aus einer Gletscherspalte. Ziel war es, uns selbstständig und sicher auf die Veranda der Hütte zu „retten“. Diese Techniken wurden ausgiebig besprochen und wiederholt. Die Ausbilder führten uns geduldig durch jeden Schritt und jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, die Selbstrettung mehrfach zu üben, bis sie sicher beherrscht wurde.

Am Nachmittag brachen wir zu einem nahegelegenen Eisfeld auf, um die erlernten Fähigkeiten weiter zu vertiefen (4:43 h, 5,37 km, 290 hm). Im flachen Blankeis übten wir den sicheren Umgang mit Steigeisen, das Setzen von Eisschrauben und den Bau von Sanduhren als Sicherungspunkte. Auch der richtige Einsatz des Pickels wurde erklärt, sodass wir für die bevorstehenden Herausforderungen bestens vorbereitet waren. Auf dem Rückweg wiederholten wir an einem steileren Schneefeld die „Lose Rolle“ und den T-Anker, um diese essenziellen Techniken weiter zu festigen. Nach einem lehrreichen Tag kehrten wir erschöpft, aber zufrieden zur Hütte zurück.

Tag 4: Abschluss mit der Dreiländerspitze (3.197 m)
Am letzten Tag stand die Besteigung der Dreiländerspitze auf dem Programm – ein würdiger Abschluss des Kurses. Bei guten Wetterbedingungen und angenehmer Morgenstimmung starteten wir früh in den Tag. Nach einem intensiven Aufstieg durch den nächtlichen Neuschnee erreichten wir nach 6:03 Stunden (7 km, 730 hm) den Gipfel, wo Till und Christian am ausgesetzten Gipfelgrat ein Seilgeländer vorbereitet hatten. Die Aussicht und das Gefühl, es gemeinsam bis ganz nach oben geschafft zu haben, waren überwältigend. Die Tour auf die Dreiländerspitze stellte nicht nur eine physische, sondern auch eine mentale Herausforderung dar, die wir als Gruppe meisterten.

Nach dem erfolgreichen Abstieg kehrten wir zur Hütte zurück, wo wir die Zimmer räumten und uns ein wohlverdientes Mittagessen gönnten. Die Heimreise nach Straubing verlief reibungslos und auf der Fahrt reflektierten wir gemeinsam die erlebten Abenteuer und die vielen neuen Erkenntnisse, die wir aus dem Kurs mitnahmen.

Persönliches Resümee

Der Hochtourenkurs war eine bereichernde und unvergessliche Erfahrung. Unter der kompetenten Leitung von Till und Christian konnten wir unsere alpinen Fähigkeiten deutlich verbessern und haben gelernt, wie wichtig Vertrauen, Sicherheit und Teamarbeit in den Bergen sind. Die Herausforderungen – von der Besteigung des Piz Buin bis hin zur Selbstrettung aus der Gletscherspalte – haben uns nicht nur körperlich, sondern auch mental gefordert und uns als Gruppe enger zusammengeschweißt. Wir blicken dankbar auf diese Tage zurück und freuen uns darauf, das Erlernte bei zukünftigen Touren einzusetzen.

Enrico Richter