Vom Parkplatz aus war die Wand gut einsehbar und Tom erklärte uns schon einmal die Route, welche wir nach dem Frühstück in Angriff nehmen werden. Für uns hieß es erstmals Kraftreserven zu tanken, denn dass es nicht einfach werden würde ließ sich beim Anblick der imposanten Wand schon erahnen. Außerdem zählt der Klettersteig zu den schwierigsten Sportklettersteigen in den Ostalpen und erfordert 300 Meter ausgesetzte Kletterei, welche am Ende in der „100-Meter-Vertikalen“ ihren Ausklang findet.
Nachdem wir unsere Autos am Parkplatz abgestellt hatten gelangten wir über einen 15-minütigen Fußmarsch zum Einstieg der Wand. Zuerst leicht ansteigend (B) und über eine Steilstufe (C) gelangten wir zur Maximilian-Grotte, wo wir eine erste Rast einlegten. Hier hieß es den Körper mit Flüssigkeit zu versorgen, da es in der Wand bestimmt über 30 Grad hatte und wir doch sehr ins Schwitzen gekommen sind. Auch erste Blessuren (Blasen) an den Händen konnten wir hier versorgen. Nach dem Krafttanken galt es dann die schweren E-Passagen zu meistern, welche zum Ausstieg führten. Wie gut, dass ich neben dem Klettersteigset auch eine Selbstsicherung hatte, welche mir die Freiheit gab zu rasten und die Hände gut auszuschütteln. Endlich war es geschafft und Tom hatte uns alle sicher nach oben gebracht. Der Abstieg führte uns zunächst über einen leichten Klettersteig zurück zur Maximiliangrotte. Ab hier war der Rückweg unschwierig und führte uns in Richtung Zirl zu unseren Autos zurück.
Gemeinsam fuhren wir schon sehr gespannt zu unserer Unterkunft dem Gasthof Rauthhof in Kematen und waren bei der Ankunft sehr begeistert. Tom hatte uns ja den Tipp gegeben Badesachen mitzunehmen. Jetzt wussten wir auch warum. Der Gasthof hatte einen eigenen Pool, der eine willkommene Abkühlung nach der Anstrengung versprach. Einige nahmen das Angebot des Pools in Anspruch, andere kühlten sich innerlich bei einem Gösser-Radler ab. Abgekühlt waren wir aber bis zum Abendessen alle. Am Abend genossen wir alle das hervorragende Essen im Rauthhof und die geselligen Stunden verflogen nur so dahin bis wir uns müde in unsere Betten machten.
Nach einem ebenso herrlichen Frühstück am nächsten Tag machten wir uns auf zum 2. Teil unserer Reise. Heute wollten wir zum Innsbrucker Klettersteig. Tom versprach uns eine Genusstour, welche leichter werden sollte, dafür aber länger dauert.
Mit der Nordkettenbahn führen wir zur Bergstation Hafelekar. In zwei Teilen führt der Innsbrucker Klettersteig vom Hafelekar über den „Langen Sattel“ zum „Frau Hitt-Sattel“, wobei wir zahlreiche Gipfel besteigen konnten. Grandios war die Aussicht auf das fast 2.000 Meter tiefergelegene Innsbruck und der unglaubliche Fernblick auf die vergletscherten Berge des Alpenhauptkammes. Klettertechnisch wartet dieser Klettersteig mit anspruchsvollen und originellen Passagen (Hängebrücke) auf. Nachdem der erste Teil hauptsächlich auf einem Grat entlang verläuft geht es im zweiten Teil durch ein Labyrinth von Felstürmen, Scharten und sehr steilen Wandpassagen. Wir hatten unseren Spaß und so war es hoffentlich auch gedacht.
Auf markierten Wanderwegen ging es dann in östlicher Richtung zur Mittelstation Seegrube, wo wir uns noch ausgiebig erfrischen konnten, bevor wir mit der Bahn zum Parkplatz abfuhren.
Den wirklich tollen und sehr gelungenen Tag ließen wir bei einem gemeinsamen Abendessen in Innsbruck ausklingen und waren uns sicher, dass wir uns wieder gemeinsam zu Aktionen des Alpenvereins treffen wollen.
Auf der wieder 3-stündigen Heimfahrt war ich wohl weniger gesprächig, da mich die Eindrücke des Tages voll im Griff hatten und die Anstrengungen des Tages mich sehr schnell einschlafen ließen. Tom wird mir deswegen aber nicht böse gewesen sein.
Vielen Dank an Tom für die hervorragende Ausarbeitung der Tour und an die vielen Tipps welche Du immer an den schwierigen Stellen parat hattest.
Christian Huber