Allerdings musste ein deutlich höher gelegener Ausgangspunkt gefunden werden; und der erwies sich dann als absoluter Volltreffer: Praxmar. Zwar sollte es auf zwei laut alpenvereinaktiv.de Modeskitouren gehen, allerdings war Kaiserwetter vorhergesagt und jeder war froh, dass es überhaupt in die Berge gehen konnte.
So fand sich eine doch recht große Gruppe am Samstagmorgen in der Bäckerei Ruetz in Kematen ein, um nach ausgiebiger Stärkung in Richtung des überteuerten Wanderparkplatzes in Praxmar aufzubrechen. Bis zum Schluss konnte nicht geklärt werden, ob Tom uns deswegen in diese Bäckerei lotst, weil er wegen der großen Gruppe Prozente erhält, oder ob es tatsächlich einer der besten Bäcker der Umgebung ist. Aber sei´s drum: Frisch gestärkt fuhr man los und tatsächlich. Da war er. Exakt ab Praxmar wurden aus den wenigen Zentimetern Schnee, die man ab ca. 1300 HM beobachten konnte, doch stattlichere Mengen der weißen Pracht, sodass direkt vom Auto aus aufgefellt werden konnte. Von Anfang an war klar, dass auf der doch recht hoch frequentierten Tour verschiedene Kleingruppen in dem jeweilig passenden Tempo dem Gipfel entgegeneilen würden. Dabei machte den meisten weniger das Gefälle als die hohen Temperaturen zu schaffen. Zwei Teilnehmer, darunter auch der Autor dieses Textes, vergaßen die zweite Wasserflasche im Auto, sodass die letzten Meter bis zum Gipfel der Lampsenspitze leicht dehydriert erklommen werden mussten. Dort jedoch entschädigte ein verzaubernder Ausblick alle Gipfelstürmer. Da kein Zeitdruck herrschte, blieb man einfach so lange am Gipfel, bis eine andere, irgendwie deutlich lautere Gruppe, wieder abgefahren war, und hatte dann auch noch das, was man neben dem Bergerlebnis meist ebenfalls sucht: Ruhe und Einsamkeit, sieht man mal davon ab, welch große Gruppe wir bereits selbst waren. Nicht wenige genossen die Sonne so sehr, dass sogar das Land des Träumens für kurze Zeit Einzug hielt. Die Abfahrt hielt dann zwar nicht ganz, was man sich zuvor erhofft hatte, war aber durchaus passabel. An einigen Stellen war der Schnee zumindest ansatzweise aufgefirnt, und Sepp entdeckte hinter einer Felskuppe völlig überraschend noch eine ca. 5 Schwünge lange Tiefschneerinne, dessen tatsächliche Existenz ihn jedoch derart überraschte, dass er gleich mit dem ganzen Körper darin eintauchen musste. Zum Schluss kamen alle wohlbehalten im Tal an. Dort wartetet bereits eine kleine Tasche mit kalten Hopfengetränken und die Vorfreude auf eine Luxusherberge in Igls. Diese Unterkunft war zwar wegen der Nähe zu den ursprünglich geplanten Touren gebucht worden, hielt aber, was sie versprach: Geräumige Zimmer, ein gutes Abendessen, ein tolles Frühstücksbuffet und einen luxuriösen Wellnessbereich.
Nach einer rundum erholsamen Nacht ging es erneut nach Praxmar. Heute sollte der Zischgeles, meist der einfachhalber Zisch genannt, bezwungen werden. Da das Wetter schlecht vorausgesagt war, fanden sich deutlich weniger Tourengeher am Ausgangsort ein als am Tag zuvor. Und wie so oft in letzter Zeit wurde es dann viel besser als erwartet. Die meiste Zeit war die Sonne zu sehen und alle die TeilnehmerInnen, die es bis ganz auf den Gipfel schafften, konnten dort im reinen Sonnenschein verweilen und das atemberaubende Szenario genießen. Zu Beginn galt es aber eine kleine Hürde zu überwinden: Um auf keinen Fall die Skier auch nur einen Zentimeter tragen zu müssen, begann die Gruppe den Aufstieg auf einer kleinen Schneespur neben einem Bach. Weil dabei plötzlich ein Straubinger Skibergsteiger die Idee hatte, für die „Haute Route“ im einfachen Gelände zu üben, wie es ist, den Ski im Tiefschnee auszuziehen und dann einzusinken, ergab sich ein doch recht langer Rückstau, der erst nach einigen Minuten wieder aufgelöst werden konnte. Aber auch diese Übung war irgendwann gemeistert, und beim weiteren Ansteigen kam schnell Freude auf, was auch daran lag, dass die Schneebedingungen wirklich gut waren. Nordseitige Hänge versprachen einen deckelfreien Schnee, der zwar schon recht zerfahren war, aber dennoch angenehm zu fahren war. Alles in allem bleibt diese Tour als ein absolutes Highlight angesichts des tollen Wetters und der wenigen anderen Tourengeher, die sich den „Modeberg“ zum Ziel ausgesucht hatten, in Erinnerung. Gegen halb drei waren schließlich alle TeilnehmerInnen wieder am Parkplatz angekommen. Einige hatten sich die Zeit damit vertrieben, schon mal das Skifahren ohne Schnee auszuprobieren, andere die Wartezeit genutzt, um in Praxmar selbst einzukehren. Pünktlich mit den letzten Ankömmlingen zog es dann auch endlich zu, und das angesagte schlechte Wetter war da. 5 Stunde später als gemeldet. So darf es gerne öfter sein.
Zum Ausklang des wunderschönen Wochenendes ging es erneut in den bekannten Bäcker Ruetz. Alle genossen dort den Kaffee und Kuchen. Ton stattete sich sogar mit einer großen Menge Backwaren für Zuhause aus. Wer weiß, vielleicht eröffnet ja bald eine Filiale in Rain?
Alles in allem kann man nur sagen: Zum Glück wurde das Wochenende nicht abgesagt, so schön war es.
Andreas Vogel