So erreichen wir eine der ersten Bergbahnen (Nordkettenbahn), die uns zum Ausgangspunkt des Innsbrucker Klettersteigs auf 2269 m bringt. Der kurzfristig recht dichte Nebel löst sich nach wenigen Gehminuten auf, so dass wir bei meist lockerer Bewölkung den ganzen Tag die herrliche Bergwelt mit wunderbaren, teils mystischen Ausblicken genießen.
Recht mühelos geht es in leichtem Auf und Ab über den langgezogenen Grat zur Seegrubenspitze. Hier gibt es Brotzeit für Kletterer und freche Dohlen sowie das obligatorische Gipfelfoto. Im Anschluss durchwandern die meisten von uns, auch den zweiten Teil des Steigs, der nahe der imposanten „Frau Hitt“ endet. Kurz vor dem letzten, etwas ausgesetzten Abstieg werden wir mit leuchtenden Heiligenscheinen für unsere Mühen belohnt. Zu schade, dass Thomas diese magischen Erscheinungen physikalisch erklären kann!
Nach einem etwas „gerölligen“, aber sonst gemütlichen Rückweg zur Bergstation, geht’s nach kurzer Einkehr auf der Sonnenterrasse mit der Bahn zurück ins Tal.
Den gesamten Abend verbringen wir bei einem Nepalesen. Zunächst zwei Stunden wartend, da wir schlichtweg vergessen wurden, danach aber doch noch mit köstlich geschmackvollen Speisen.
Rechtschaffen müde fallen wir in Julias Wohnung in wunderbare, komfortable Betten. Nochmals herzlichen Dank dafür!
Erstaunlicherweise frühstücken wir trotz späten Nachmahls am Sonntagmorgen mit gutem Appetit beim Bäcker Ruetz, der bereits auf dem Weg zum Kaiser-Max-Klettersteig liegt.
Da ein Teilnehmer unter schmerzhaften Knieproblemen leidet und Julia auf ihr Examen lernen muss, starten wir nur zu dritt in den ersten Teil des Steigs, der noch recht harmlos zur Maximilian-Grotte führt. Hier gilt es für die beiden Teilnehmerinnen eine schwierige Entscheidung zu treffen. Sollen sie es wagen, sich in den anspruchsvollen zweiten Teil mit etlichen E-Stellen zu begeben? Eine der beiden Zögernden kämpft mit ihrer Höhenangst, die andere mit mangelnder Klettertechnik und Kraft. Ermutigt durch Thomas souveräne Präsenz springen beide endlich über ihren Schatten. So erreichen sie unter seiner fachkundigen Führung über senkrechte Wände heil und ziemlich stolz den Ausstieg. Die durchaus beachtlichen blauen Flecken der weniger Geübten, verursacht durch einen kleinen Sturz ins Kletterset, werden schließlich erst einige Tage später spür- und sichtbar.
Zügig steigen wir im Anschluss abwärts, da sich am Himmel die Wolken zusehends verdichten. Perfekt getimt gelangen wir aber trocken und glücklich zum Auto, mit dem uns Thomas sicher nach Hause bringt.
In der Erinnerung bleiben tolle Landschaften und Klettersteige, eine unkomplizierte, fröhliche und herzliche Gruppe mit einer hervorragenden Leitung. Vielen Dank an alle!
Bilder: Tom Schneider, Sonja Specht-Bertold, Text: Sonja Specht-Bertold